Brauchtum in Gladbach

Spricht man von Brauchtum, so meint man in erster Linie die unten geschilderten Ereignisse im Verlaufe des Jahres, die in unserem Gladbach gepflegt werden und von Generation zu Generation weitergegeben werden…

„Wir kommen daher aus dem Morgenland,
wir kommen geführt von Gottes Hand.
Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr:
Kaspar, Melchior und Balthasar.“

Mit diesem Lied ziehen die Kinder und Messdiener als „Heilige drei Könige“ verkleidet durch unsere Gemeinde um den Menschen die frohe Botschaft von der Geburt des kleinen Jesuskindes zu bringen. Um die Zeit des Dreikönigstags, am 6. Januar, bringen die drei Könige so den Segen in jedes Haus, hinterlassen die Zeichen „20 C+M+B+ 20“ Das ist die lateinische Abkürzung für „Christus mansionem benedicat“, was auf Deutsch „Christus segne dieses Haus“ heißt. Der Stern steht für den Stern von Bethlehem, dem die Sterndeuter auf dem Weg zur Krippe gefolgt sind. Die drei Kreuze sind Zeichen für den Segen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Zahlen zeigen das jeweilige Jahr an.  Die Sternsinger sammeln Geldspenden für Kinder in Not. Damit die Kinder selber nicht leer ausgehen, bekommen sie üblicherweise Süßigkeiten als Belohnung für ihre Mühen.

Diese Aktion beruht auf einer langen Tradition und ist mittlerweile im UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Kardinal Reinhard Marx bezeichnete die Aktion in diesem Zusammenhang als „christliche Nächstenliebe für benachteiligte Kinder in der Welt“ und die Auszeichnung als besondere Würdigung des Ehrenamtes.

Mit diesem schönen Brauch werden unsere Kinder ins Dorfleben mit eingebunden und haben somit die Möglichkeit anderen zu helfen und den Dreikönigstag im Bewusstsein zu halten.

Der 14. Februar ist der Festtag des Heiligen Valentin (Schutzpatron von Gladbach) und auch der Schutzpatronin Apollonia am 09. Februar.

Valentin zählte gerade in den altluxemburgischen Orten zu den vielverehrten Schutz- und Helfersheiligen. Ein bedeutendes Zentrum des Valentin Kultes lag in der Südeifel an der alten Wallfahrtsstraße nach Trier, im ehemaligen Kloster Helenenberg.

Die Kirmes war früher ein Fest im Jahr, das besonders herausragte. Haus und Hof wurden tagelang vorher auf Hochglanz gebracht.  Von weit her, meistens zu Fuß, kamen Bekannte und Verwandte zu Besuch. Am Festtag selbst gingen alle gemeinsam zum Gottesdienst. Abends wurde zum Tanz aufgespielt, aus den Nachbardörfern kamen Jung und Alt zum Feiern zusammen.

Auch wenn es oft eine entbehrungsreiche Zeit war, die Kirmes zu feiern, war es für die Menschen ein wichtiges Ereignis, um in Kontakt zu bleiben, neue „Verbindungen“ zu knüpfen und es war zu hören: „Daat woar en richtig schien Kiames.“

Heute noch feiert die Ortsgemeinde Gladbach ihre Kirmes zu Ehren des

heiligen Valentin und der heiligen Apollonia.

Aus diesem Anlass findet ein Festgottesdienst in unserer Kirche statt, der vom Kirchenchor Bruch mitgestaltet wird.

Karneval von Hand gemacht – Egal wat um oos rum passärt, mir feiern ganz ungeschenärt! Pünktlich am 11.11. um 11:11 Uhr beginnt die humorvolle 5te Jahreszeit.

Auf geht`s in die heiße Phase des Karnevals. Mit Glanz und Glitzer bildet die Faschingsparty den Auftakt der närrischen Zeit. Es ist eine von 0 auf 100 Prozent närrische Tanzveranstaltung mit vielen flotten, tollen Tänzen. Nach 1 Woche Pause folgt unsere große Kappensitzung in unseren Vereinsfarben grün-weiss geschmückten Narrhalla. Unser närrisches Publikum erlebt mit einer bunten Mischung aus Humor, gelungenen Büttenreden, Gardetänzen, dem akrobatischen Männerballett einen Hochgenuss einer großen Show auf großer Bühne.

An einem Sonntagnachmittag, mitten in der heißen Phase, sind unsere Kleinen die Größten, am sogenannten Grazy Froggies Day. Bei Kaffee und Kuchen erlebt unsere dörfliche Gemeinde zusammen mit allen Bürgerinnen und Bürgern einen närrischen und humorvollen Nachmittag.

Bevor der große Höhepunkt kommt, haben die Frauen an Weiberdonnerstag das Zepter in der Hand. Auch sie haben ein reichhaltiges Programm und verstehen es ausgiebig zu feiern.

Krönender Höhepunkt ist der Karnevalsumzug der „Fosicht Republik Gladbach“ an Rosenmontag. Anschließend bewegt sich der Narrenzug in die Heckenlandhalle und es wird bei ausgelassener Stimmung bis tief in die Nacht gefeiert.

Am Ende der närrischen Zeit, Fastnachtsdienstag, geben wir unserem „MATTES“ das letzte Geleit. Traditionell wird eine lebensgroße Strohpuppe gebastelt und in unserer Dorfkneipe aufgebahrt. Er steht im Mittelpunkt des Geschehens und hat mit seinem „geschliffenen Humor“ so manchen Narren an seine Grenzen gebracht. Das Prinzenpaar, sowie der harte Kern, trifft sich bei Gemütlichkeit und einer ebenso fröhlichen wie lockeren Stimmung in der Dorfkneipe. Bevor der Trauermarsch sich in Bewegung setzt gibt es für alle Anwesenden eine Henkersmahlzeit „Eierschmeer“ mit Maggi. Dann ziehen sie los mit Trauergesang durch die Straßen von Gladbach und nach alter Tradition wird der Mattes als Symbol der Fastnacht, verbrannt.

Und somit verabschieden sich die Narrenfrösche für ein weiteres Jahr mit einem dreifach donnerndem
Gladbach Helau
Gladbach Helau
Gladbach Helau

(Verfasser Jakob Platz)

In der Eifel und anderen katholisch geprägten Gegenden ist der Brauch des Klapperns bekannt.

Ab dem Abend des Gründonnerstages schweigen die Kirchenglocken und die Kinder ziehen mit ihren Holzklappern durch das Dorf. Je nach Größe und verwendetem Holz sind die Klappern nicht zu überhören, auch bei geschlossenen Fenstern nicht. Der Legende nach fliegen die Glocken nach Rom zur Beichte.

Morgens um 6.00 Uhr und abends um 19.30 Uhr klappern die Kinder und rufen „et klappert beatglack“

und mittags um 12.00 Uhr „et klappert Mettisch“

Das letzte Mal wird in der Osternacht um 4.00 Uhr geklappert „et klappert Auferstehung“.

Am Ostersonntag gehen die Klapperkinder durch die Straßen zu den Anwohnern wünschen „Frohe Ostern“  und holen ihren verdienten Lohn in Form von Ostereiern/ rohe Eier und Süßes ab. Früher in der „armen Zeit“ haben die Eltern der Kommunionkinder die rohen Eier bekommen, um den Kuchen für weißen Sonntag zu backen.

Außerdem sammeln die Kinder nicht verderbliche Lebensmittel wie z.B. Konserven, Nudeln, Reis und vieles mehr für die Nonnen im Karmelitinnenkloster Waldfrieden bei Auderath.Unser damaliger Pastor Schröder lebte wegen einer schweren Krankheit als Pfarrer eine Zeitlang in diesem Kloster. Als Dank unterstützte er die Nonnen, was bis heute fortgesetzt wird.

Im Jahr 2020 war alles anders. Klappern in der Corona-Krise – das ging, wenn auch auf andere Art und Weise als gewohnt. Viele, die das Brauchtum in der Karwoche pflegen, hatten sich Gedanken gemacht und nach Alternativen gesucht und auch gefunden. „Klappern von zuhause“ Jung und Alt klapperten zu den vorgegebenen Zeiten vom Balkon, aus dem Fenster oder auf der Haustür.

Die Hexennacht ist die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai.

Von der Freiwilligen Feuerwehr wird Nähe Feuerwehrhaus traditionelle der Maibaum aufgestellt. Die Spitze des hohen Fichtenbaumes wird zuvor mit Bändern geschmückt. Damit der Baum in der Nacht zum 1. Mai, der sogenannten Hexennacht, nicht von übermütigen Jugendlichen aus den Nachbardörfern abgesägt wird, halten in dieser Nacht einige Feuerwehrmitglieder eine Wache.

Spät in der Nacht, wenn die Dorfbewohner schlafen, ziehen die Jugendliche durch das Dorf und stellen allerlei „Hexereien“ an. Alles was nicht Niet- und Nagelfest ist, wird an anderen Orten im ganzen Dorf verteilt. Früher wurden Pfade mit Kalk über die Straße gestreut. Diese führten vom Haus eines Jungen zu seiner noch heimlichen Liebsten und sollten darauf hinweisen, dass die beiden ein Paar sind. Heutzutage ist dieser Brauch etwas in Vergessenheit geraten.

Das „Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi“ ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die bleibende Gegenwart Jesu Christi gefeiert wird. In der Pfarrgemeinde findet zuerst eine Messe, zusammen mit den Kommunionkindern statt. An mehreren Stellen im Ort werden von engagierten Mitgliedern der Kirchengemeinden Altäre aufgebaut und liebevoll mit Blumen geschmückt. Es ist ebenfalls üblich, dass die fleißigen Helfer am Tag vor Fronleichnam in die Wiesen und Wälder ausschwärmen, um Blüten zu pflücken, die dann vor diese Altäre als wunderschöne Teppiche gelegt werden. Nach der Kirche geht die Prozession – von dem Musikverein begleitet -, die Strecke mit den Altären ab um an diesen zu beten.

Kein Polterabend ohne „Poltern“– Früher „die Schleif“

Wenn jemand aus unserem Dorf heiratet, kündigt heutzutage das Brautpaar den Polterabend an. Nach Anbruch der Dunkelheit versammeln sich die Jugend, Verwandte, Bekannte und Arbeitskollegen vor dem Elternhaus der Braut um ordentlich zu poltern. Zerschlagen werden sämtliche Objekte aus Keramik, Ton und Porzellan wie Geschirr usw. Der Brauch geht auf den uralten Ausspruch zurück:  

„Scherben bringen Glück“

Früher haben kräftige Burschen einen Ackerwagen aufgebockt, und einige Jungen brachten mit Stöcken die eisenbeschlagenen Räder in Bewegung und wetzten daran alte Sensen, dass die Funken sprühten.

Damals sagte man „Et gött geschlaff“

Das poltern dauert solange, bis das Brautpaar sich zeigt. Dann treten einige Sänger näher und singen ein altes Lied (Die Träne) das schon seit Menschengedenken bei diesem freudigen Ereignis in Gladbach dargeboten wurde. Alle treten näher und sprechen dem Brautpaar ihre Glückwünsche aus,Freunde und Bekannte übergeben ein Geschenk. Im Anschluss wird gefeiert bis spät in die Nacht hinein.

Die Träne

Macht man ins Leben kaum den ersten Schritt,
bringt man als Kind schon eine Träne mit
und Freudentränen gibt als ersten Gruß
dem Kind die Mutter mit dem ersten Kuss.

Man wächst empor so zwischen Freud und Schmerz,
da zieht die Liebe in das junge Herz,
und offenbart das Herz der Jungfrau sich
spricht eine Träne „Ja ich liebe dich.“

Wie schön ist doch die Träne einer Braut,
wenn dem Geliebten sie ins Auge schaut!
Man schlingt das Band, sie werden Weib und Mann,
dann fängt der Kampf mit der Not und Sorgen an.

Und wenn der Mann die Hoffnung längst verlor,
blickt noch das Weib vertrauensvoll empor,
zur Sternenwelt zum heiteren Himmelslicht
spricht eine Träne „Ja verzage nicht.“

Der Mann wird greis die Scheidestunde schlägt,
da stehen um ihn die Seinen tief bewegt
und aller Augen sieht man tränenvoll,
sie bringen ihm als letzten Liebeszoll!

Doch still verklärt blickt noch umher der Greis
In seiner Kinder seiner Enkelkreis,
im letzten Kampfe selbst noch im Vergeh´n
spricht eine Träne „Ja auf Wiedersehn.“

Das Binden eines Kräuterstraußes, dem sogenannten „Krautwisch“ und die anschließende Segnung am 15. August, das Fest Maria Himmelfahrt, ist ein uralter Brauch, der auch heute noch in Gladbach gepflegt wird und wieder zunehmend Interesse findet.

Nach der Volksmeinung vereinigte sich die Wirkung aller Kräuter im Krautwisch. Sie gaben Schutz gegen Krankheit und Unwetter. So verbrannte man Kräuter aus dem Strauß bei Unwetter auf dem Herd, um das Haus zu schützen. Die Sträuße wurden über das Jahr zum Schutz in Haus und Hof aufgehängt. Der „Krautwisch“ setzt sich aus verschiedenen Heilkräutern und Nutzpflanzen zusammen. Es gibt keine feste Regel, die bestimmt, welche Pflanzen in das Kräuterbündel müssen. Die Zahl der Kräuter kann variieren, es sollte sich möglichst um eine heilige Zahl wie 7, 9, 12, 15, 77 oder 99 handeln. Die Mitte kann eine Königskerze bilden, um die herum man zum Beispiel folgende Wild- und Heilkräuter binden kann: Johanniskraut, Rainfarn, Schafgarbe, Spitzwegerich, Beifuß, Wegwarte, Frauenmantel, Taubnessel, Malve, Hirtentäschel, Bibernelle, Huflattich, Zinnkraut, Ringelblume, Dost, Kamille, Labkraut. Aus dem Garten kommen Würzkräuter dazu: Salbei, Rosmarin, Liebstöckel, Borretsch, Estragon, Bohnenkraut, Thymian, Wermut, Pfefferminze, Lavendel. Die Nahrungsmittel können vertreten sein durch Getreidehalme, Möhren und Kohlblätter.

Die Frauengemeinschaft sammelt jedes Jahr die Kräuter und Ähren und bindet sie zu einem bunten Krautwisch zusammen und verteilt sie für einen Obolus an die Dorfbevölkerung.

Das Erntedankfest ist offizieller Bestandteil des Kirchenjahres und der Gemeinde. Es wird von der Freiwilligen Feuerwehr Gladbach ausgerichtet, mit Segnung und Versteigerung der Erntegaben in unserer Heckenlandhalle.

Mit dem Erntedankfest erinnern Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Gott für die Ernte zu danken, gehörte zu allen Zeiten zu den religiösen Grundbedürfnissen.

Wie viele christlich geprägte Feste hat auch das Erntedankfest vorchristliche Vorläufer. Bereits im Römischen Reich waren Rituale zum Erntedank bekannt. Dieser Brauch wurde durch die Christen übernommen.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind,
sein Ross, das trug ihn fort geschwind.
Sankt Martin ritt mit leichtem Mut.
Sein Mantel deckt ihn warm und gut.

Dieses Lied ist besonders bekannt zum Martinstag, und auch andere Lieder die gerne von Familien bei Laternenumzügen gesungen werden. Viele Kinder lernen die Texte bereits im Kindergartenalter und basteln in der Zeit vor dem Martinstag ihre eigenen Laternen für den Umzug.
Um den 11. November herum findet der alljährliche Martinsumzug statt. Zuvor treffen sich die Kinder mit ihren Eltern in der Kirche, hier wird die Geschichte vom heiligen Sankt Martin in einem kleinen Rollenspiel vorgeführt.

Begleitet von der Feuerwehr und dem Musikverein aus Bruch ziehen alle singend mit ihren bunten Laternen durch den Ort zum Martinsfeuer. Anschließend erhalten die Kinder ihre Martinsbrezel und Hähnchen werden verlost. Im Anschluss wird der Martinstag gemeinsam im Feuerwehrhaus ausklingen gelassen.

Ehrengedenken am Denkmal an der Kirche in Gladbach

für die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege. In erster Linie wird am Volkstrauertag an die gefallenen und vermissten Väter, Brüder und Söhne erinnert.

Mittlerweile wird an alle, die durch Krieg-/Terror und Vertreibung betroffenen Menschen gedacht. Vertreter der Gemeinde, Feuerwehr und VdK legen zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Gladbach Kränze nieder, musikalisch begleitet von den Jagdbläser und Gebete der Gemeinde.

In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember kommt alljährlich der Nikolaus.

Früher ging St. Nikolaus begleitet vom Knecht Ruprecht, der ganz in Schwarz gekleidet ist und den unartigen Kindern mit der Rute drohte, auf Bestellung von Haus zu Haus.

Bevor der Nikolaus die Wohnung betrat, wo die Kinder ihn erwarteten, wurde er von den Eltern über die guten und weniger guten Taten ihrer Zöglinge aufgeklärt.

Im vergangenen Jahr 2019 versammelten sich die Dorfkinder mit ihren Eltern und Großeltern, nachmittags bei Kaffee und Kuchen in der Heckenlandhalle und warteten auf den St. Nikolaus begleitet wurde er von Knecht Ruprecht.

Spricht man von Brauchtum, so meint man in erster Linie die auf den vorigen Seiten geschilderten Ereignisse im Verlaufe des Jahres. Doch ein wichtiger Punkt ist unerwähnt geblieben und zwar die Sprache unseres Dorfes.

Mir schwaätzen Platt« – wir sprechen Platt

Unser „Platt“ gehört zum moselfränkischen Dialekt und ist von Dorf zu Dorf schon etwas unterschiedlich. Leider nimmt die Zahl der Mundartsprechenden, wie in fast allen deutschen Regionen mit jeder Generation immer mehr ab.

Deshalb an dieser Stelle ein Aufruf an unsere Jugend: Engagiert euch für unser Dorf und unser Brauchtum, damit dieses nicht ausstirbt und für unsere Nachfahren erhalten bleibt.